Was uns oben hält

 Was hält uns oben? Diese Frage läßt sich nicht nur nüchtern technisch beantworten wie aus den folgenden Zeilen einer begeisterten jungen Segelfliegerin hervorgeht:

"Mir gehts wunderbar. Hatte bis gestern meinen Segelflugkurs von der Akaflieg Frankfurt. Mensch waren das 2 Wochen! Bin immer noch ganz neben der spur. Jetzt muss ich erstmal „runterkommen“. Schon was tolles dieser Sport! Waren von morgens bis abends auf dem Flugplatz und bis abends um 23 Uhr im Hangar am werkeln. Es hat einfach alles Spaß gemacht!

Könnte dir ja mal Bilder zeigen oder wir trinken mal einen Café und quatschen ein bisschen, wenn du möchtest,

Ich bin auf jeden Fall sehr angetan von der ganzen Sache, wie du vielleicht herauslesen kannst :)"

 

Und ob man das herauslesen kann! Mehr ehrliche, ansteckende und mitreißende Begeisterung für den Segelflug ist schlicht nicht möglich! Vielleicht ist dieses Glück schwer zu verstehen für Außenstehende. Aber uns Segelfiegern sind solche Anwandlungen nur allzu vertraut. Also mußte ich die oben zitierte Autorin zu einem Gedankenaustausch einladen. Aber ein Café als Treffpunkt für Flieger mußte es nicht unbedingt sein. Denn auch nach Saisonende gibt es im Herbst noch Tage an denen man den Motorsegler zu einer kleinen Luftwanderung nutzen kann. Und so starteten wir an einem Samstag, der mit zähem Hochnebel begann, doch noch am frühen Nachmittag im gleißenden Sonnenlicht. Unter uns breitete sich der mit Feuchtigkeit angereicherte Konvektionsraum aus, der von einer starken Inversion bereits bei etwa 800m NN abgeriegelt wurde. In der darüber geschichteten trockenen Luft konnten wir hunderte Kilometer in die Ferne blicken. Das Bild unten wurde über der Wasserkuppe aufgenommen, dem Berg der Segelflieger. Es zeigt die Ausläufer der Rhön mit Fulda, dahinter im Dunst die Erhebungen des Vogelsberg.

 

Der Flug führte uns im weiteren Verlauf noch nach Ziegenhain und dann am Taunuskamm entlang bis zur geschlossenen Hochnebeldecke bei Idstein. Im sonst so grauen Herbst ist das ein besonderes Erlebnis. Zu diesem Glück trägt auch bei, die weitere Heimat unter die Flügel nehmen zu dürfen, völlig ungebunden und zweckfrei, so, als gäbe es keine drängenden Verpflichtungen und Termine. Vielleicht ist das überhaupt die wichtigste Quelle, aus der wir in diesem Sport mit Gleichgesinnten immer wieder Freude und Motivation schöpfen können.