Poesie

 

Élévation, Charles Baudelaire

Weit hinter dir lass Kummer, Schuld und Streit,
Die dumpf und lastend dich zur Erde zwingen,
Beglückt, wer sich erhebt auf leichten Schwingen
Zu leuchtender Gefilde Heiterkeit!

Wessen Gedanken gleich der Lerche steigen
Des Morgens frohbeschwingt zum Firmament,
Wer überm Leben schwebt und mühlos kennt
Der Blumen Sprache und der Dinge Schweigen!

 

Jutta Ahlemann

Geh nicht nur die glatten Straßen,

geh Wege, die noch niemand ging,

damit du Spuren hinterläßt

und nicht nur Staub.

 

 

Zwiegespräch, Hermann Hesse

Euch liebe Wolken, die ihr farbig blüht

Von Bergen her und über Meere hin,

Euch liebt’ ich und verstand ich, euer Ziehn

Und großes Segeln war mir wohlvertraut,

Und auch des Sturmes regelloser Laut;

Mit euch im Zwiegespräch, mit euch verwandt

Und fahrtverbündet zog ich über Land.

Ihr liebt mich noch, ihr habt mich nicht vergessen,

 

Den Freund, der eurem ewigen Zuge nach

So vieler Straßen lange Flucht durchmessen,

Der euch geliebt, der eure Sprache sprach,

Dem selten nur und zwischen Fahrt und Fahrt

Für Augenblicke wohl bei Menschen ward!

Wenn mich die Erde gehn läßt, nehmt ihr dann

Zu neuem Fluge mich als Bruder an?

Darf ich mit euch durch Luft und Wogen reisen

Und Pilgern dann die Heimwehwege weisen,

Die ich allein so lang und rastlos schritt?

Sagt ja, Geschwister, Freunde! Nehmt mich mit!

 

 

Albert Schweizer

Wo Kraft ist, ist Wirkung von Kraft.

Kein Sonnenstrahl geht verloren.

Aber das Grün, das er weckt,

braucht Zeit zum Sprießen,

und dem Sämann ist nicht immer beschieden, die Ernte mitzuerleben.

Alles wertvolle Wirken ist Tun auf Glauben.