Dies ist der Blog zu Themen rund um den Segelflug.

Aussenlandung, bucklige

Eigentlich wollte Oliver im Schuldoppelsitzer nur den Seitengleitflug mit mir üben, doch dann reizte mich die Aussicht auf einen längeren Flug im Hangaufwind bei lebhaftem Wind aus SW. Schließlich war Dominik in der LS4 schon mehr als 30 Minuten vor uns gestartet und konnte sich bis dahin am Taunuskamm behaupten. So flogen wir mit üppigen 400m Startüberhöhung nach dem Windenstart entschlossen den Taunuskamm in Richtung Süden an. Zunächst gab es auf halber Höhe zwischen Riedelbach und Oberems auch schwaches Steigen, das zu weiterem Vorflug ermunterte. Doch bald war klar, dass der südliche Hangabschnitt nicht trug. Nach einer "Acht" am Hang war schließlich nach nur 6 Minuten das vorzeitige Ende des Fluges besiegelt. Gut, dass es in Oberems diesen Platz der FSG Feldberg am Hangfuß gibt, dachte ich mir noch, und schickte mich zur Landung auf die 14 an. Dominik war kurz vor uns gelandet und begrüßte uns kurz über Funk. Ich wußte von der eingeschränkten Belandbarkeit des Platzes, glaubte aber nach einer Aussenlandung in Sollières im Fliegerurlaub in den Bergen diese Herausforderung leicht zu meistern. Alles schien normal, doch nach dem Aufsetzen schwebten wir wieder für einen Augenblick und dann rüttelte es so stark, dass ich um das Fahrwerk fürchtete. Die Ursache für diese rauhe Landung war schnell geklärt: Wir waren etwa 100m vor dem eigentlichen, nicht markierten Landestreifen aufgesetzt und zunächst über einen Querweg gerollt und dann in eine flache Bodenwelle geraten...

Oberems solte man nicht mit dem zerklüfteten Kometen Tschurjumow-Gerassimenko vergleichen, ist doch alleine die Anziehungskraft hier um ein Vielfaches höher, so dass man glücklicherweise nicht so stark abprallen kann wie einst das Landegerät Philae an besagtem Kometen. Diese Erschütterungen geben aber gleichwohl Anlaß zum kritischen Nachdenken über uns selbst und natürlich auch über geeignete Präventionsmaßnahmen. Getreu dem Motto "Bilder sagen mehr als tausend Worte" habe ich deshalb die Oberemser Flurkarte mit den eingezeichneten Landebahnen fotografiert und auf ein Satellitenbild von maps.bing montiert. Ihr könnt das Resultat zu eurem Nutzen und Frommen hier herunterladen und studieren. Bitte beachtet: die Karte dient Eurer Orientierung; bei Flugbetrieb ist die Betriebsbahn in Oberems durch Landereiter markiert.

 

Serres 2015

Auch diesmal war mein Sommerdomizil wieder der Flugplatz von Serres. Die schöne Zeit verging im Fluge in gewohnt freundschaftlicher Atmosphäre mit Fliegern aus Frankreich, Deutschland, Holland, Amerika und Japan. Und so manchen Tag konnten wir abends in geselliger Runde im Flugplatz-Bistro 'Cabanon' ausklingen lassen. Lison, unsere Flugplatzköchin, kümmerte sich dabei in bewährter Weise um unser leibliches Wohl und sorgte teilweise auch selbst für musikalische Unterhaltung.

 



Serres hat nun mit Florent einen neuen Gesellschafter, der mit frischen Ideen und Investitionen neue Impulse gibt. Die Veränderungen sind nicht nur sichtbar in Form eines neuen Webauftritts (http://www.flyserres.com) : die Asphaltpiste wurde verlängert, so dass nun ein sanftes Rollen vom Start weg möglich ist. Helfer verbessern den Zustand der Grasnarbe durch Beseitigung der Steine; der Briefingraum wurde von Grund auf renoviert und das bewährte, freundliche Team wurde verstärkt. Auch wenn Klaus in Serres nicht mehr fliegerisch so präsent sein sollte, so gibt es doch für den Neueinstieg oder die Weiterbildung im Alpensegelflug jederzeit Gelegenheit zu Flügen im Duo-Discus mit einem der Fluglehrer Robin und Rémy. Ich wünsche der Mannschaft deshalb viel Erfolg und hoffe, dass Serres weiterhin ein fester Begriff für viele vom Alpensegelflug infizierte Piloten ist.

 



Nun noch zur Beantwortung der Frage, was diesmal fliegerisch möglich war. Das Wetter war die meiste Zeit sehr trocken und in den Tallagen auch stabil. Nur im Osten über dem höheren Gebirge fanden sich hübsche Quellwolken. Der Weg dahin durch die Bläue bei nicht gerade üppigen Arbeitshöhen war dann auch oft die fliegerische Herausforderung, mit der der Tag begann. Zuweilen wurde die trocken Periode auch unterbrochen von wenigen Tagen mit durchgängig gradientenstarker, hoher Thermik. In der daran anschließenden zweiten Periode folgte eine Reihe guter Tage für die nördlichen Alpen und schließlich wurde es zum Ende des Fliegerurlaubs schwühlwarm mit vielen lokalen Wärmegewittern bereits am frühen Nachmittag in der Vanoise. Diese letzten Tage waren durch die Anspannung geprägt, nach einem Vorstoß nach Norden wieder rechtzeitig zurückzukehren und am Ende das Gespür für den rechten Zeitpunkt zur Landung zu haben. Unwetter im Tal von Serres blieben aber aus und flächendeckend geblitzt und geregnet hat es letzlich nur einen halben Tag lang.

 



Auch in Serres waren meine Flüge von einigen Querelen begleitet, die ich seit der Ümrüstung auf ein neues Vario habe. Das Gerät ist zwar 'state of the art' mit einer bisher nicht gekannten Echtzeit-Windermittlung, leider kann aber das Vario in keiner der möglichen Konfigurationen richtig kompensiert werden. Die durch Bild und Ton angezeigte Knüppelthermik irritiert und kostet wertvolle Zeit, vor allem wenn man schwache Thermik aufspüren muß. Danke nochmals für die konstruktiven Gespräche und die Unterstützung beim Messen und Ausprobieren an so manch heißem Tag in Serres.    


Der Brocken

Zugegeben, dies hier gehört eher in die Rubrik Motorsegler. Doch deswegen soll es nicht unerwähnt bleiben, bereitet diese Art des Fliegens gerade an schwachen Tagen viel Freude. Die Geschichte ist schnell erzählt:

Der Tagesausflug mit dem Motorsegler begann mit mäßigen VFR-Bedingungen, die sich allmählich bis Kassel besserten. Am Ziel in Ballenstedt/Harz herrschte eitel Sonnenschein, so dass der ausgedehnte Stadtbummel in Quedlinburg zum ungetrübten Erlebnis wurde. Für die Rückreise war schlleßlich ein offener Himmel mit besten VFR-Bedinungen der Kategorie Oscar und Charlie angesagt. So passierten wir den Brocken im Harz noch vor 1900 Uhr Ortszeit und wendeten schließlich Richtung Süden. Doch auf Höhe von Göttingen trafen wir schon auf großflächige Ausbreitungen, aus denen leichter Regen fiel. Wegen der besseren Sicht außerhalb der Schauerzonen wählten wir einen Weg östlich der Stratuswolken bis zum Hohen Meißner, um dann südwestlich an Fritzlar und Schwalmstadt vorbei bis Gießen vorzudringen. Hier trafen wir ein weiteres Mal auf Stratuswolken und Regen. Es stellte sich erneut die Frage: links oder rechts herum? Nach zwei tastenden Versuchen im Raum Giessen wurde die westliche Variante aufgegeben, zumal die Wetterau einen zwar grauen, aber doch zumindet trockenen Weiterflug verhieß. Der Einflug in den Hintertaunus nördlich von Butzbach wurde dann wieder zu einer weiteren Wette auf das Wetter. Mit der jederzeitigen Option einer sicheren Umkehr und Landung in Reichelsheim in der Wetterau flogen wir im Trocknen, jedoch in totaler Abschattung bis zur Erdfunkstelle Usingen. Von dort konnten wir die Platzrunde von Riedelbach gut einsehen, einer glückliche Landung auf dem Heimatplatz stand nichts mehr im Wege.

Dieser Motorflug wird in Erinnerung bleiben, weil er häufige Entscheidungen und konsequentes Handeln abverlangt hat. Wegen des Ausfalls des bordeigenen Garmin-GPS mußte ich zudem mit der VFR-Karte "franzen". Das hat einmal mehr bestätigt, daß diese Art des Navigierens nach alter Väter Sitte auch in Zeiten der Glass-Cockpits und der Moving-Maps geübt und beherrscht sein will.

 

Der Brocken im Harz von Norden aus gesehen

Fliegenfänger

Die Tage des 14. und 17.5. haben daran erinnert, dass der Luftraum in den erdferneren Schichten nicht nur von Vögeln und Menschen in Flugapparaten bevölkert wird. An Tagen wie diesen reißt die aufsteigende warme Luft unweigerlich auch viele kleine Insekten nach oben. Das wissen vor allem die Schwalben zu schätzen, die dann in der Höhe ihr Festmahl abhalten. Doch was für die Schwalben ein Segen ist, erweist sich für uns Segelflieger als aerodynamischer Nachteil, wenn wir in der gleichen aufsteigenen Luft auf Insekten treffen: die Profilnasen der Tragflächen und des Höhen- und Seitenleitwerks verschmutzen durch den Insektenbeifang stark, so daß die Strömung vorzeitig verwirbelt und der Widerstand empfindlich anwächst. Wohl dem, der mit einem Mückenputzer die Tragfächen wieder von den Insektenleichen befreien kann, damit er gegenüber den Schwalben nicht ins Hintertreffen gerät ...

 

Wieder zurück aus nötsch.ch

Das alpine Fliegerlager der Schweizer Segelflieger in Nötsch (Gailtal/Österreich), dem ich mich nun schon zum dritten Mal angeschlossen habe, ist zu Ende. Die herzliche Aufnahme durch Rita und Fredi und die übrigen Vertreter der segelfliegenden Deutschschweiz ließen auch längere, wetterbedingte Pausen verschmerzen. Auch Schweizer Segelflieger verfügen über einen abgrundtiefen Humor, das bewiesen Heinz, Iris, Ernst und Denise aufs Neue bei Morgen- und Nachtessen im Alpe Adria und bestätigten die von Segelfliegern nicht mehr angezweifelte Tatsache, daß man nicht gleichzeitig Segelflieger und erwachsen sein kann.

Eine für mich neue, verwertbare Erkenntnis dieses Lagers ist, daß sich Willisauer Ringli als feines Gebäck vorzüglich für den rückstandslosen Verzehr im Segler eignen. Ein Import wird trotz des ungünstigen Wechselkursverhältnisses ernsthaft erwogen.

Nätürlich wurde an den guten Tagen auch geflogen. Der Bericht Präfrontal gibt Einblicke in einen ebenso kurzen wie interessanten Flugtag. Wer mehr über die Institution dieses Fliegerlagers erfahren möchte, kann unter nötsch.ch nachsehen.